Düsseldorf-Berlin. Ich rase durch die Nacht. Viereinhalb Stunden, das ist genau die Zeit, die der Film „Bis ans Ende der Welt“ von Wim Wenders braucht, um ebendahin zu gelangen. Der Film, der zur Berlinale 2015 zum ersten Mal öffentlich in der Directors Cut Version gezeigt wird ist selber eine Reise bis ans Ende, bis ans Ende des Sitzleders, bis ans Ende des Popkorn-Eimers und des ins Kino geschmuggelten Biers, bis ans Ende der Dauer, die man die Augen offen halten kann. Lang ja, zu lang nein. Bei 287 Minuten versinkt man selber nicht nur im Sessel sondern auch im Film, der einen auf eine unfassbare Reise nimmt, wenn man bedenkt, wann er gedreht wurde: 1991 – kein Mensch hatte ein Handy, aber die Menschen im Film haben alle iPads! Die SMS war noch nicht erfunden, aber im Film skypen sich die Charaktere zusammen – schalten sich zu Videokonferenzen zusammen aus allen Kontinenten – ja Solveig Dommartin (im Himmel über Berlin nur Trapezkünstlerin, hier aber in der Hauptrolle) schaltet sich sogar aus dem Weltall zu. Wim Wenders tritt zum Ende des Filmes auf die Bühne. Selber etwas genervt darüber, dass es wegen der 20-Minütigen Pinkelpause so spät geworden ist, beantwortet er die Frage über die prophetischen Elemente des Films lapidar mit: Ach, ich dachte, das wäre nett, wenn die Leute sich beim Telefonieren auch sehen könnten. Heute ist das Bild der in sich rsp. ihre Geräte versunkenen Menschen in jeder U-Bahn alltäglich. Offensichtlich hat Wenders eine noch schnellere Entwicklung vorausgesehen – spielt sein Film doch am Übergang vom Jahr 1999 zum Jahr 2000.
