Frag ich den Programmierer: „Ist eigentlich Deine neue Seite schon online?“
Er Antwortet: „Ja, aber es ist wie mit allem im Internet. Wenn keiner weiss, dass sie da ist, existiert sie nicht“.
Monat: Juli 2014
New York. Die Fahrstuhltür öffnet direkt zu den Wohnungen hin. Wartet man auf den Fahrstuhl nach unten und der Nachbar von oben ist drin, so steht er direkt vor einem. So auch in diesem Traum. Ich bin zu Besuch bei einem jungen Paar. Sie, eine magere, drahtige Frau, kurze Haare, gerade raus aus den Drogen hat einen Freund, deutsch, wohlerzogen, wohlwollend, zielstrebig, frisch gekämmt. Wir wollen nach unten. Die Fahrstuhltür öffnet sich, drin steht der Junge von oben. Er spielt den ganzen Tag Video-Spiele und verlässt kaum seine Wohnung, und wenn, nur mit einer Wumme, die er sich hinten in seine Jeans steckt. Sie sagt zur Begrüßund und zum Spaß: „BOUM! Ich bin ein Jedi-Ritter“ und tut, als würde sie ihrerseites eine Knarre aus dem Bund ihrer Hose ziehen. Der deutsch-freundliche Freund erstarrt vor Angst, stürzt sich dann auf sie als wolle er ihr die imaginäre Waffe aus den Händen reissen. Sie bricht in Tränen aus. Ich versuch sie zu trösten, versteh aber die ganze Szene nicht. Er meint erklärend und entschuldigend: „Wir haben Glück, dass der Junge jetzt gerade in einem anderen Video-Game drin steckt. Hätte er jetzt noch seine Star Wars Phase gehabt, er hätte die Geste nicht deuten können, hätte sie tatsächlich für einen Jedi-Ritter gehalten, seine Pistole gezückt und sie erschossen.“
Man sagt, man braucht ein Backup seiner Daten. Zur Sicherheit. Kann ich verstehen. Kann ja mal was passieren. Also kaufe ich mir eine externe Festplatte. Cooles Ding, sieht modern aus, ist modern, braucht nicht mal mehr einen Stromanschluss, zieht sich den Strom gleich mit den Daten aus dem Rechner. Und groß genug, alle Daten meines Rechners aufzunehmen, ist sie auch. Eigentlich. Aber dann kommt die „Time Machine“: Eine Maschine, die nicht einfach nur EIN Backup vom letzten Stand der Daten auf dem Rechner macht, sondern die STÄNDIG Backups macht, jeden Monat, jeden Tag, ja wenn man will sogar jede Stunde. Und sie merkt sich ALLES: Welches Dokument ich wann, wie geändert habe, weil ich ja vielleicht mal auf das zurückkommen will, was ich Wochen zuvor gelöscht oder geändert habe. Mir würde EIN Backup meines AKTUELLEN Rechner-Inhaltes reichen. Als mündiger Mensch geh ich davon aus, dass ICH entscheide, zu behalten, was ich behalten will, wegzuschmeissen, was ich wegschmeissen will und zu ändern, was ich ändern will. Ich trau mir also zu, ENTSCHEIDUNGEN zu treffen. Aber die Zeit-Maschine traut es mir nicht zu. Sie geht davon aus, dass ich alles, was ich heute tu vielleicht morgen oder übermorgen bereue – im Bezug auf Photoalben hätte sie vielleicht sogar recht: Wie oft würde man gerade gern DIESE Photos wieder sehen, die man mal im Affekt rausgerissen hat und von denen nur noch eine hässliche Klebesupr übrig ist.. Aus dem Grund speichert die Time-Machine ALLES. Eine Attitüte die nunmehr global um sich greift: ALLES wird gespeichert. Man weiss nie, wann man es mal wieder gebrauchen könnte. Und am Radio höre ich die unerhörte Nachricht, dass der Amerikanische Geheimdienst JEDE Konversation, die in Deutschland stattfindet speichert, egal ob e-mail, Skype oder Telefon. Die Welt spinnt. Man kann nur hoffen, dass irgendwann die seltenen Erden und somit der Speicherplatz so selten werden, dass dieser Wahnsinn aufhört. Ich jedenfalls kauf mir jetzt KEINE zusätzliche externe Festplatte, nur damit die Time-Machine ihrem unendlichen Hunger freien Lauf lassen kann. Ich LÖSCHE sie einfach und mach mir EIN Backup des aktuellen Standes meines Rechners. Aber schwitzen tu ich dabei schon, wenn ich seh, dass dadurch über 200’000 Dateien gelöscht werden – und ich frage mich, wie denn meine Wenigkeit in den letzten drei Jahren überhaupt so viele Dateien hat anhäufen können.
