Ich weiss, es ist uncool und nicht zeitgemäß Daten in Ordnern abzulegen. Und dennoch fühl ich mich besser dabei, es so zu tun, zu wissen, wo die Sachen sind, auch wenn ich weiss, dass die Sachen nicht da sind, wo ich glaub, dass sie sind. Daten verschieben ist ja nicht (mehr?) tatsächlich Daten verschieben sondern lediglich labeln.
Man stelle sich vor, man schreibt ein Tagebuch, eröffnet für jeden Tag ein eigenes Dokument und legt die Dokumente in der Cloud ab. Die Vorstellung, dass das Dokument „Tagebuch 6. Mai 2013“ auf einem Server in Alaska liegt und das Dokument „Tagebuch 7. Mai 2013“ irgendwo in Florida und dass sie beide nur durch eine dumpfe Suchmaschine zusammengehalten rsp. immer wieder zusammengesucht werden, ist mir ein Graus.
Man stelle sich weiter vor, man hat 12 Sorten Besteck; das silberne, das aus Plastik, das fürs Picknick etc. und von jedem Besteck jeweils Messer, Gabel, Suppenlöffel, Dessertlöffel und Kuchengabel. Die 2.0 Art sie zu „versorgen“ ist, alle in einen Topf zu schmeißen oder noch besser, sie irgendwo in der Wohung zu verteilen, in irgendwelchen Schubladen, hinterm Kleiderschrank, unterm Sofa. Funktioniert alles, so lange ich fest daran glaube, dass die Suchmaschine schon das Richtige zusammensuchen wird, wenn ich in die Suchmaske „Picknick“, „Löffel“ und „Suppe“ eingebe.
Noch abenteuerlicher wird der Gedanke bei Bildern, deren einzelne Bestandteile an verschiedenen Orten gespeichert sind, wie das seit bald zwei Jahrzehnten üblich ist, um Daten zu sparen – wobei ich daran zweifle, dass dadurch wirklich Daten gespart werden, denn die Daten, die den Dateien sagen, wo die Daten liegen sind ja auch Daten. Wie dem auch sei – man stelle sich vor, die Verknüpfungen gehen verloren. Soweit kennen wir das ja noch: Ein rotes X erscheint in der Powerpoint Datei – Bild nicht gefunden. Ein Schritt weiter gedacht: Die Verknüpfungen geraten durcheinander: Plötzlich erscheinen in der druckfertigen Datei für das Weihnachtsprogramm im Altersheim Hohenried die Bilder aus dem ebenfalls druckfertigen Porno Magazin.
Richtig spannend wird es aber erst dann, wenn wir uns Menschen und Tiere via Datentransfer durch die Welt beamen. Was für ein Pech, wenn plötzlich der Schosshund in Alaska mit Deinen Augen sieht und wenn die aus Miami zum Wochenende herangebeamte Geliebte mit dem Neonazi verknüpft wird, der zu einem Gastvortrag nach Skandinavien transferiert werden sollte.
Welche Ruhe strahlt vor diesem Hintergrund ein Buch aus, auf dem steht: „Tagebuch 2013“ oder „Sommerurlaub 2014“.
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