Heute vor 20 Jahren ist mein Papa gestorben. 1994. Er hat die rasante Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte nicht mehr mitbekommen, und ich frage mich, was er wohl davon halten würde. Doch wahrscheinlich wäre die Antwort unspektakulärer als man denkt. Was hätte sich denn für ihn, den Land-Pfarrer, tatsächlich verändert? Gut, die kleine Pfarrgemeinde hat jetzt eine Homepage, auf der man ab und zu die Bilder aktualisieren müsste. Auf ihr ist ein Foto von Zwingli’s Spruch über dem Altar zu sehen, der durchaus auch auf die heutige Zeit anwendbar wäre, wenn man Gottes Wort durch die Digitale Revolution ersetzt: „Wahrlich, wahrlich, Gottes Wort wird so gwiß sinen Gang haben als der Rhyn, den mag man ein Zyt wohl schwellen, aber nit gstellen“. Dennoch, für Papa hätte sich nicht so viel verändert: Die wichtigsten Informationen über Obama im Fitness-Studio, die fünf Minütige Verspätung des Schnellzuges aus Zürich und die aktuelle Rhein-Temperatur könnte er noch immer der lokalen Zeitung entnehmen und das Ticket für das Bach-Konzert im St. Johann am Schalter beziehen. Auch Tankstelle bleibt Tankstelle und Migros bleibt Migros. Zudem wäre er jetzt ein alter Mann, was ich gerne vergesse, weil er jung gestorben ist. Und alte Leute haben, was den Umgang mit neuen digitalen Möglichkeiten umgeht, nur zwei Strategien: Die einen geben alles daran, noch alles zu lernen, lassen sich mit 85 ein iPad schenken und skypen wöchentlich mit ihren über die Welt verstreuten Enkeln. Die anderen sitzen das alles einfach aus und sparen sich das für’s nächste Leben. Papa hätte zu letzteren gehört.(Kirche Laufen am Rheinfall, Kanton Zürich, Schweiz)