Das erste mal mit dem Elektromobil den sicheren Hafen, die Herde verlassen und aufs Land, fahren. Es fühlt sich an, wie zum ersten mal alleine Autofahren, was sich wiederum ein kleinwenig anfühlt, wie sich für Charles Lindbergh der erste Atlantikflug angefühlt haben muss; Wird alles gut gehen? Wird der Strom reichen?
Das Navi sagt, der Weg ist 41,3km lang.
Die Gebrauchsanleitung sagt, die maximale Reichweite des Fahrzeugs liegt bei 150km.
Die Batterie sagt, 85% voll.
Rechne.
Mit dem Reststrom müsste man noch 127,5 km weit kommen. Nur, unter welchen Konditionen?
Draußen sind es 30+ Grad. Das müsste der Batterie gefallen, denke ich. Allerdings ist bei der Temperatur auch die Klimaanlage an – wie viel von dem Strom wird sie in Ansruch nehmen? Und das Radio? Ob ich einen Kilometer weiter komme, wenn ich ohne Musik fahre? 50% der Strecke sind Autobahn, das bedeutet in Deutschland fahren ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, das bedeutet, ich kann versuchen, die 130km/h, die das Elektromotörchen hergibt, auszureizen, dann bleib ich vermutlich nach 20 Kilometern liegen, oder aber ich reize die Nerven der anderen Autofahrer aus – mit den 90kmh, bei denen die Verbrauchsanzeige gerade noch auf „Öko“ steht, müsste ich ja schon fast den Warnblinker anmachen. Dennoch. Ich zieh das durch, wissend, dass man mit dem Elektromobil nicht mal eben an der nächsten Tanke halten kann, wenn man sich in der Tankfüllung geirrt hat.
Die Vermutung hat sich bestätigt, die Vorsicht gelohnt. Als ich mit dem lautlosen Öko-Trekker zu Hause ankomme steht die Strom-Anzeige auf 10%, das reicht grad mal, um noch einmal zügig um die Siegessäule zu fahren. Dann war’s das. Ich steck zum ersten mal ein Auto an eine Dose, mein kleiner Atlantikflug ist gelungen, auch wenn keiner da ist, um ihn zu bejubeln.