Sleepless in Berlin
wie kann man noch ruhig schlafen, wenn da draußen das Internet tobt? Es ist für den Neuankömmling schon schwer genug, in einer Stadt wie Berlin Schlaf zu finden – hier ist auch rund um die Uhr etwas los. Aber um zu einem Konzert zu gehen oder in eine Bar, muss ich mich immerhin noch aus dem Haus bequemen und aus dem Bett. Das Internet aber liegt auf dem Nachttisch mit all seinen Verlockungen.
Around the World
Der Arbeitstag beginnt mit der Videokonferenz mit Australien – erst 8 Uhr (und minus 4 Grad) in Berlin, schon 18 Uhr (und plus 36 Grad) in Melbourne – und endet mit der Videokonferenz mit Kalifornien – schon 18 Uhr in Berlin (Central Europe Time CET) und erst 9 Uhr in Los Angeles (Western Standard Time WST). Der „Around-the-World-Effekt“ kann für die Zusammenarbeit sehr praktisch sein; währenddem der eine Geschäftspartner schläft bearbeitet der am anderen Ende der Welt das „Werkstück“ weiter, hinterlässt es, wenn er schlafen geht, wieder dem ersten usw. Für den Fortschritt des Projektes kann das sehr effizient sein, für den Schlaf ist es tödlich.
The remains of the day
Es gibt dieses tragische Märchen über den Wolf und den Falken – oder war es eine Eule und ein Falke? – egal, die Geschichte funktioniert auch mit Bär und Waschbär, auf jeden Fall mit einem nachtaktiven und einem tagaktiven Tier; und wenn es Nacht wird, verwandelt sich der Prinz in den Wolf und der Falke wird zur Prinzessin und umgekehrt, was dazu führt, dass sich der verwunschene Prinz und die verzauberte Prinzessin nie sehen – oder eben nur kurz in der Dämmerung. Daran muss ich denken, wenn ich mit Australien telefoniere, und an den Film „the remains of the day“ (Was vom Tage übrig blieb), der nach meiner Erinnerung die unmögliche Liebe zwischen einem Nachtwächter und einer Gouvernante auf einem Herrschaftshaus thematisiert.
„Good morning“ sprach der Europäer.
„Good evening“ antwortete der Australier.