„Visit Poland. Your car is already there.“ Ein Sprichwort aus den Neunziger Jahren, in denen zumindest in Berlin immer wieder von Bestell-Diebstählen (Bringen sie mir doch bitte einen 7er BMW Jahrgang 1995 in Blau mit hellen Ledersitzen) und Teile-Diebstählen (ein LKW gefüllt mit hunderten von Airbags wird in Frankfurt/Oder angehalten) zu hören war.
Wer hätte gedacht, dass die Menschen eines Tages freiwillig ihre Autos nach Polen bringen. Diesmal, um sie dort reparieren zu lassen. Zurück zu dem 7er BMW Jahrgang 1995. Seine Zeit ist um, seine Zipperlein sind bekannt. Kaum einer kann es sich leisten, das Dichtungsringlein zu ersetzen, das den gesamten rollenden Luxus zum Stillstand bring. Das Ringlein kostet 30 Cent, es an der richtigen Stelle einzubauen allerdings gegen 10’000€.
Die wenigen Autobesitzer, die den Wahnsinn darin erkennen, ein 100’000€ Gerät wegen einer 20Cent-Dichtung wegzuschmeissen, werden sich ans Internet wenden und fündig werden: In Polen gibt es Garagen, die solche Reparaturen sachgerecht vornehmen, zu einem Bruchteil der Kosten. So kommt es, dass Luxuslimousinen mit Frankfurter- oder Zürcher Kennzeichen wie UFOs auf holprigen Straßen durch die Polnishen Wälder und Kleinstädte rollen – einem zweiten Leben entgegen.
ps: Was das Dichtungsringlein betrifft, empfiehlt sich die Lektüre des Buches „Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten“. Hier wird eine Situation beschrieben, in der der Fahrer eines BMW Motorrades sich weigert, sein Motorrad mit einem Alu-Scheibchen zu reparieren, das aus eine Bierdose herausgeschnitten wird, und lieber die Reise abbricht und einige Wochen auf das Original-Scheibchen aus München wartet, obwohl das Bier-Blechlein faktisch exakt dieselbe Funktion erfüllen würde.