Ein Effekt aus dem Vor Photoshopischen Zeitalter: Die farbigä Fänschterli im Schloss Laufen am Rheinfall.
Kategorie: Allgemein
Crowdstorm
Aus der aktuellen brand eins
Ködern, drangsalieren, im Regen stehen lassen oder mitarbeiten lassen – es gibt verschiedene Arten, mit dem eigenen Kunden umzugehen.
Ausquetschen: MyTaxi
Bedrohen: Samsung
Ignorieren: diverse Fluggesellshchaft
Entscheiden lassen: Thalia Theater
Einspannen: Cuboro
Mitbestimmen lassen: Victorinox
Der Crowdstorm Prozesses für Victorinox auf der Plattform jovoto (S. 66)
In einer vierteiligen Serie beschreibt der SPIEGEL die Folgen des digitalen Wandels.
Markus Dettmer und Janko Tiez haben in Ausgabe Nr. 17/19.4.14 ein paar kräftige Statements verfasst oder zusammengetragen:
Die Digitalisierung verändert die Wirtschaft so grundlegend wie einst die erste industrielle Revolution.
Sieht sie so aus, die Arbeit der Zukunft? Frei und selbstbestimmt, an keine Zeit und keinen Ort der Welt gebunden?
Die Arbeit wird sich künftig in zwei Welten abspielen: in Megakonzernen und in Mikrounternehmen.
Wer eine gute Idee hat, kann online Geldgeber finden, Mitarbeiter beschäftigen, Rechnerkapazitäten mieten und seine Produkte global vermarkten.
Die neuen Möglichkeiten verändern die Arbeitswelt grundlegend. Sie lassen die Grenzen zwischen Festanstellung und befristeten Jobs, zwischen drinnen und draußen, zwischen Arbeit und arbeitslos verschwimmen.
„Nicht die Idee eines Einzelnen ist die Lösung, sondern die kreative Kraft vieler“, sagt Unterberg, Gründer von jovoto
Das Internet hebt die Konkurrenz auf ein neues Niveau. Zwar können Kreative ihre Arbeiten Weltkonzernen wie Audi präsentieren, bei denen sie früher keine Chance hatten. Aber zugleich konkurrieren sie nun weltweit.
Internetplattformen als eine art Ebay für Arbeitskräfte sind heute schon Realität.
Möglicherweise wird die Online-Arbeit zu einem der führenden Modelle der Arbeitsverhältnisse des 21. Jahrhunderts.
Montagemeleiter können direkt von der Baustelle Verträge schließen und mit einem Spezialstift oder dem Finger auf dem Tablet unterschreiben. // In der Zeit, in der ein Montagemeister früher eine oder zwei Baustellen betreut hat, könnte er künftig das Doppelte schaffen. // Früher hat ein Montageleiter auch mal den einen oder anderen Arbeitsschritt vergessen. Doch die App vergisst nicht.
Wirtschaft und Gesellschaft würden von dem Wandel „nahezu totalitär erfasst“ sagt IG Metall-Vorstand Christine Benner.
Weder für Cloudworking noch für Crowdsourcing gebe es ausreichend rechtliche Rahmenbedingungen.
Mechanical Turk ist die Fließbandhalle der Wissensgesellschaft.
Die Gewerkschaften fordern ein Bündnis für eine freiheitliche, sozial gerechte Digitalisierung.
Es müssen nicht nur für Festangestellte, sondern auch für Selbständige wie Crowdworker Mindestarbeitsbedingungen gelten.
Der amerikanische Computerwissenschaftler Martin Ford hält 75 Prozent Arbeitslosigkeit im Laufe dieses Jahrhunderts für möglich.
Die Forscher Michael Osborne und Carl Benedikt Frey von Oxford University ziehen ein verheerendes Fazit: Fast die Hälfte aller Jobs ist innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahrzehnte durch die Digitalisierung gefährdet.
In einem New Yorker Krebsforschungszentrum werden bereits Computer als Diagnose-Tools eingesetzt, sie erstellen anhand von Datenvergleichen den bestmöglichen Behandlungsplan.
Im Bildungssektor erstellt Software Aufgaben, korrigiert die Lösungen und erkennt Schwächen der Schüler.
„Die Überlegenheit der Algorithmen über das menschliche Urteil wird wahrscheinlich immer häufiger vorkommen“
„Im ersten Maschinenzeitalter ging es darum, Muskelkraft zu automatisieren“, sagt Brynjolfsson. „Jetzt, im zweiten Maschinenzeitalter, wird es darum gehen, kognitive Arbeit zu automatisieren“
„Jetzt wird Technologie nicht immer nur Ergänzung sein – sondern häufig auch Ersatz für die menschliche Arbeitskraft“
Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO): „Seit Jahrzehnten werden Diskussionen geführt, ob die Fabrik der Zukunft menschenleer ist, genauso übrigens, ob das Büro der Zukunft papierlos ist“, sagt Bauer. Das Ergebnis? „Nie gab es mehr Arbeitsplätze in Deutschland als heute.“ „Am Ende hat jeder technische Fortschritt mehr Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen als vernichtet“, sagt Bauer. „Der Mensch besitzt die Fähigkeit, den entstehenden Freiraum für Prozessverbesserungen und Innovationen zu nutzen.“
Dass allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass Restaurantköche in den nächsten 20 Jahren durch Computer ersetzt werden bei 96,0% liegt (Abbildung auf Setie 96), daran hab ich meine Zweifel.
Cyborg Transformation Part I
Die Leiden des digitalen Immigranten haben ein neues Gesicht.
Und ich einen neuen Knopf im Ohr.
Ist das der Beginn meiner Transformation zum Cyborg?
Auch wenn mich das Ding freundlich mit meinem Namen begrüßt, seh ich mich erst einmal konfrontiert mit einem over-engineerten Tele-Fon, das man z.B. nicht einfach „abnehmen“ kann sondern sich erst entscheiden muss, über welchen Kanal man sein Gegenüber „empfangen“ möchte, ergänzt durch diverseste Umleit-, Benachrichtigungs- und Nachrichtenspeichermöglichkeiten, ja sogar ein Bild des Anrufers kann man sich anzeigen lassen.
Währenddem mir das alles schon wieder viel zu viel Technik ist, erzählt mir meine Mitarbeiterin die genau umgekehrte Geschichte: Ihre Nichte läuft mit dem furznormalen Festnetz-Telefonhörer durch die Wohnung, um ihrer Omi die neuen Spielsachen zu zeigen.
Gestern wurde der Oranienplatz in Berlin Kreuzberg geräumt. Hier haben durch zwei Winter hindurch hunderte von Flüchtlingen ausgeharrt. Sie haben sich im Herbst 2012 hierher bewegt, ursprünglich, um dagegen zu demonstrieren, dass sie sich in Deutschland nicht bewegen dürfen, bis die Frage geklärt ist, ob sie legal hier sind. „Kein Mensch ist illegal“ ist der Slogan, der am Eingang zum Flüchtlingscamp steht und vermutlich das Einzige ist, was sie alle verbindet. 2013 kommen Flüchtlinge aus Lampedusa dazu – das Drama, das sich bislang weit weg von hier auf dem Mittelmeer oder in den reisserischen Bildern von Stern und Bild am Sonntag abgespielt hat, ist plötzlich hier, direkt vor unserer Haustür.

Und so unvermittelt das Flüchtlingscamp da war, so unvermittelt soll es jetzt auch wieder verschwinden: Bulldozer reissen Hütten ein, karren Sofas auf einen Haufen. Der Platz soll wiederhergestellt werden, bald soll frisches Gras über die Sache gewachsen sein. Der Spießer in mir freut sich. Doch man spürt, dass hier etwas passiert, was nicht gut ist. Menschen werden weggebracht. Die Zeitung berichtet, dass sie mit Bussen in eine Unterkunft gebracht werden – das Gewissen des Spießers beruhigt sich und wir gehen an dem Geschehen vorbei – schließlich hat man nicht ewig Mittagspause. Dennoch, der Vergleicht drängt sich mir auf, bleibt quer im Hals stecken: Ich weiss ebenso wenig darüber, was hier wirklich passiert, wie die Generation von Berlinern, die heute saget, sie wusste nicht, was damals geschah am #abahnhof
Don Giovanni in der Deutschen Oper – was für ein radikal moderner Kunst-Genuss.
Allein schon die Idee, die Macht, den Wahnsinn und die Fickerigkeit des Hauptcharakters in Form von 24 Charakteren darzustellen, ist großartig. So nimmt Don Giovanni in dem Stück buchstäblich den gesamten Raum ein und man fühlt sich regelrecht in sein Hirn versetzt – oder auch in seinen Hodensack, in dem die Spermien aufgeregt herumtrippeln.
Ein Erlebnis selbst die radikale Designsprache des Restaurants Deutsche Oper. Magisch an diesem Ort in West Berlin ist das Zusammentreffen von moderner Architektur, Bühnenbild, Design – und Musik: Auch der Soundtrack von Mozart ist überwältigend und ewig modern.
Die dritte Welt
In meiner Kindheit, ja auch noch in meiner Jugend, war es mir unvorstellbar, dass diese, unsere reale Welt eines Tages ein komplettes Digitales Abbild bekommen würde.
Unterdessen ist inexistent, was im Netz nicht abgebildet ist. Ich seh die gemütliche Kneipe vor meiner Nase nicht mehr, geh achtlos an ihr vorbei, weil mir irgendeine Äpp eine gemütliche Kneipe in 261m rechts anzeigt. Auch die Wahrsagerin im Dorf oder der Familientherapeut in der kleinen Stadt existiert nur, wenn sie oder er zumindest eine Homepage hat; die „Haus-Seite“ ist auch hier realer als das in Backstein gebaute Haus. Selbst Freud hätte in der heutigen Zeit vermutlich keinen einzigen Patienten ohne seine Homepage: Freud.at
In dem Moment, wo ich akzeptiert habe, dass es ein 1:1 Abbild der Welt im Internet gibt, eine zweite, Digitale Schicht, die über allem liegt, frage ich mich natürlich, was denn die dritte Welt sein wird, das Abbild vom Abbild. Dazu fehlt mir – momentan noch – die Vorstellungskraft.
Verabschiedung
Immer häufiger höre ich als Verabschiedung nach einem guten Gespräch neben „Mach’s gut“ oder „Grüß Deine Frau“ die Formel „Ich schick Dir den Link“.
Verschwinden ist unmöglich geworden, so denkt man wenigstens. In einer etwas nerdigen Konferenz höre ich die Meinung, dass uns nur noch gezielte Desinformation vor der totalen Überwachung retten kann; der Redner rät dazu, möglichst viele SIM-Karten auf den eigenen Namen zu kaufen, und diese auf der ganzen Welt zu verteilen, damit keiner mehr weiss, wo wir wirklich sind.
Seit einigen Tagen hält uns der Flug MH370 in Atem, der auf seinem Flug von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwunden ist. Nicht einfach eine e-mail, die in einem Meer von e-mails nicht mehr zu finden ist, ein reales Flugzeug mit insgesamt 239 Menschen an Bord. Es ist mit keinem Ortungsgerät der Welt zu finden, mit keinem noch so präzisen Satelliten. Dass das Verschwinden doch noch möglich ist, erscheint uns ebenso erschreckend wie das Gegenteil.
links rum oder rechts rum
links rum
Im Mittelalter haben Kirche und Staat das Denken der Menschen dominiert, in dem sie ihnen vorgeschrieben haben, was diese zu denken haben. Das machte die Menschen steuer- und ihr Handeln vorhersehbar.
dazwischen
es ist eine gigantische Errungenschaft, dass der Mensch lernte, frei zu denken, und der Staat, ihn nicht dafür zu bestrafen.
rechts rum
über 200 Jahre später erscheint einigen dieses freie Denken doch etwas scary; jetzt schreibt uns keine Kirche und keine Staat vor, was wir zu denken haben, aber unser Denken wird auf Schritt und Klick getracked. Und so werden wir dann doch wieder vorhersehbar. Beruhigend.



