New York. Die Fahrstuhltür öffnet direkt zu den Wohnungen hin. Wartet man auf den Fahrstuhl nach unten und der Nachbar von oben ist drin, so steht er direkt vor einem. So auch in diesem Traum. Ich bin zu Besuch bei einem jungen Paar. Sie, eine magere, drahtige Frau, kurze Haare, gerade raus aus den Drogen hat einen Freund, deutsch, wohlerzogen, wohlwollend, zielstrebig, frisch gekämmt. Wir wollen nach unten. Die Fahrstuhltür öffnet sich, drin steht der Junge von oben. Er spielt den ganzen Tag Video-Spiele und verlässt kaum seine Wohnung, und wenn, nur mit einer Wumme, die er sich hinten in seine Jeans steckt. Sie sagt zur Begrüßund und zum Spaß: „BOUM! Ich bin ein Jedi-Ritter“ und tut, als würde sie ihrerseites eine Knarre aus dem Bund ihrer Hose ziehen. Der deutsch-freundliche Freund erstarrt vor Angst, stürzt sich dann auf sie als wolle er ihr die imaginäre Waffe aus den Händen reissen. Sie bricht in Tränen aus. Ich versuch sie zu trösten, versteh aber die ganze Szene nicht. Er meint erklärend und entschuldigend: „Wir haben Glück, dass der Junge jetzt gerade in einem anderen Video-Game drin steckt. Hätte er jetzt noch seine Star Wars Phase gehabt, er hätte die Geste nicht deuten können, hätte sie tatsächlich für einen Jedi-Ritter gehalten, seine Pistole gezückt und sie erschossen.“
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Man sagt, man braucht ein Backup seiner Daten. Zur Sicherheit. Kann ich verstehen. Kann ja mal was passieren. Also kaufe ich mir eine externe Festplatte. Cooles Ding, sieht modern aus, ist modern, braucht nicht mal mehr einen Stromanschluss, zieht sich den Strom gleich mit den Daten aus dem Rechner. Und groß genug, alle Daten meines Rechners aufzunehmen, ist sie auch. Eigentlich. Aber dann kommt die „Time Machine“: Eine Maschine, die nicht einfach nur EIN Backup vom letzten Stand der Daten auf dem Rechner macht, sondern die STÄNDIG Backups macht, jeden Monat, jeden Tag, ja wenn man will sogar jede Stunde. Und sie merkt sich ALLES: Welches Dokument ich wann, wie geändert habe, weil ich ja vielleicht mal auf das zurückkommen will, was ich Wochen zuvor gelöscht oder geändert habe. Mir würde EIN Backup meines AKTUELLEN Rechner-Inhaltes reichen. Als mündiger Mensch geh ich davon aus, dass ICH entscheide, zu behalten, was ich behalten will, wegzuschmeissen, was ich wegschmeissen will und zu ändern, was ich ändern will. Ich trau mir also zu, ENTSCHEIDUNGEN zu treffen. Aber die Zeit-Maschine traut es mir nicht zu. Sie geht davon aus, dass ich alles, was ich heute tu vielleicht morgen oder übermorgen bereue – im Bezug auf Photoalben hätte sie vielleicht sogar recht: Wie oft würde man gerade gern DIESE Photos wieder sehen, die man mal im Affekt rausgerissen hat und von denen nur noch eine hässliche Klebesupr übrig ist.. Aus dem Grund speichert die Time-Machine ALLES. Eine Attitüte die nunmehr global um sich greift: ALLES wird gespeichert. Man weiss nie, wann man es mal wieder gebrauchen könnte. Und am Radio höre ich die unerhörte Nachricht, dass der Amerikanische Geheimdienst JEDE Konversation, die in Deutschland stattfindet speichert, egal ob e-mail, Skype oder Telefon. Die Welt spinnt. Man kann nur hoffen, dass irgendwann die seltenen Erden und somit der Speicherplatz so selten werden, dass dieser Wahnsinn aufhört. Ich jedenfalls kauf mir jetzt KEINE zusätzliche externe Festplatte, nur damit die Time-Machine ihrem unendlichen Hunger freien Lauf lassen kann. Ich LÖSCHE sie einfach und mach mir EIN Backup des aktuellen Standes meines Rechners. Aber schwitzen tu ich dabei schon, wenn ich seh, dass dadurch über 200’000 Dateien gelöscht werden – und ich frage mich, wie denn meine Wenigkeit in den letzten drei Jahren überhaupt so viele Dateien hat anhäufen können.
Mir war klar, dass es das geben muss. Und jetzt, wo ich’s seh‘ empfinde ich dennoch Ent-Täuschung. Buffer: Ein Programm, dass vorbereitete Tweets über den Tag verteilt in die Welt plappert, um den Eindruck zu erwecken, das da jemand ganz besonders wach ist, währenddem der jemand grad pennt oder ein Bier trinkt oder im Freibad schwimmt. Ich fühle mich verarscht, sah ich doch den einzigen Sinn von Twitter in der Aktualität dieses Mediums. Zum Beispiel marschieren 200 Polizisten am Görlitzer Bahnof auf und Twitter sagt mir warum (ich bin etwas beschämt, als mir auffällt, dass ich zuerst Twitter befrage, bevor mir einfällt, dass ich auch einen der 200 Polizisten fragen könnte). Andererseits erklärt mir die Entdeckung von Buffer auch, wie systematisch kommunikativer Müll generiert wird, zumal Buffer ja nur eine von vielen kommunikativen Dreckschleudern ist. – Wenn die Leute sich schon die Mühe nicht mehr machen, ihre Tweets selber zu verschicken, warum soll sich dann irgendjemand die Mühe machen, diese zu lesen? Kommunikation der Kommunikation Willen, das ist ungefähr so nervig, wie die penetranten Schulkinder, die einfach mal die Hand heben, um dem Herrn Lehrer oder der Frau Lehrerin zu zeigen, dass sie anwesend sind aber keine Ahnung haben, was sie sagen wollen, wenn sie mal gefragt werden.
Noch ein Weg, wie kommunikativer Müll in die Welt gelangt: Eine Studie ergibt, dass ein Großteil aller Artikel, die bei Facebook gepostet werden, vom Poser selbst nicht gelesen wurden. Ich share hier mal den Artikel mit Euch. Selber habe ich ihn nicht gelesen.
billig fliegen
Zusammengepfercht stehen sie am Gate. Zusammengepfercht werden sie auch im Flugzeug sitzen – und Umfragen ergeben, dass sie sogar im Flugzeug stehen würden, wenn sie dadurch noch billiger fliegen könnten. Und selbst die kleine Handtasche muss noch in den kleinen Kabinenkoffer gepfercht werden, weil die Billig-Airline darauf beharrt, dass nur ein Handgepäck mit in die Kabine darf.
Das sind sie also die Geiz ist geilen Smartshopper und Internet-Schnäppchenjäger, die noch nicht mitgekriegt haben, dass das Billigfliegen längst nicht mehr billig ist. Billig ist lediglich das nicht vorhandene Getränk und Gebäck und die nach Plastik stinkenden Müllsäcke, die von Stewardessen durch die Flure geschleift werden, die längst begriffen haben, dass ihr einst hochangesehener Titel längst nichts mehr mit der Tätigkeit zu tun hat, die sie gerade verrichten.
Der Swissair Aschenbecher. Zeugnis einer vergangenen Kultur der Fliegerei.
Reichweite

Das erste mal mit dem Elektromobil den sicheren Hafen, die Herde verlassen und aufs Land, fahren. Es fühlt sich an, wie zum ersten mal alleine Autofahren, was sich wiederum ein kleinwenig anfühlt, wie sich für Charles Lindbergh der erste Atlantikflug angefühlt haben muss; Wird alles gut gehen? Wird der Strom reichen?
Das Navi sagt, der Weg ist 41,3km lang.
Die Gebrauchsanleitung sagt, die maximale Reichweite des Fahrzeugs liegt bei 150km.
Die Batterie sagt, 85% voll.
Rechne.
Mit dem Reststrom müsste man noch 127,5 km weit kommen. Nur, unter welchen Konditionen?
Draußen sind es 30+ Grad. Das müsste der Batterie gefallen, denke ich. Allerdings ist bei der Temperatur auch die Klimaanlage an – wie viel von dem Strom wird sie in Ansruch nehmen? Und das Radio? Ob ich einen Kilometer weiter komme, wenn ich ohne Musik fahre? 50% der Strecke sind Autobahn, das bedeutet in Deutschland fahren ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, das bedeutet, ich kann versuchen, die 130km/h, die das Elektromotörchen hergibt, auszureizen, dann bleib ich vermutlich nach 20 Kilometern liegen, oder aber ich reize die Nerven der anderen Autofahrer aus – mit den 90kmh, bei denen die Verbrauchsanzeige gerade noch auf „Öko“ steht, müsste ich ja schon fast den Warnblinker anmachen. Dennoch. Ich zieh das durch, wissend, dass man mit dem Elektromobil nicht mal eben an der nächsten Tanke halten kann, wenn man sich in der Tankfüllung geirrt hat.
Die Vermutung hat sich bestätigt, die Vorsicht gelohnt. Als ich mit dem lautlosen Öko-Trekker zu Hause ankomme steht die Strom-Anzeige auf 10%, das reicht grad mal, um noch einmal zügig um die Siegessäule zu fahren. Dann war’s das. Ich steck zum ersten mal ein Auto an eine Dose, mein kleiner Atlantikflug ist gelungen, auch wenn keiner da ist, um ihn zu bejubeln.
Heute vor 20 Jahren ist mein Papa gestorben. 1994. Er hat die rasante Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte nicht mehr mitbekommen, und ich frage mich, was er wohl davon halten würde. Doch wahrscheinlich wäre die Antwort unspektakulärer als man denkt. Was hätte sich denn für ihn, den Land-Pfarrer, tatsächlich verändert? Gut, die kleine Pfarrgemeinde hat jetzt eine Homepage, auf der man ab und zu die Bilder aktualisieren müsste. Auf ihr ist ein Foto von Zwingli’s Spruch über dem Altar zu sehen, der durchaus auch auf die heutige Zeit anwendbar wäre, wenn man Gottes Wort durch die Digitale Revolution ersetzt: „Wahrlich, wahrlich, Gottes Wort wird so gwiß sinen Gang haben als der Rhyn, den mag man ein Zyt wohl schwellen, aber nit gstellen“. Dennoch, für Papa hätte sich nicht so viel verändert: Die wichtigsten Informationen über Obama im Fitness-Studio, die fünf Minütige Verspätung des Schnellzuges aus Zürich und die aktuelle Rhein-Temperatur könnte er noch immer der lokalen Zeitung entnehmen und das Ticket für das Bach-Konzert im St. Johann am Schalter beziehen. Auch Tankstelle bleibt Tankstelle und Migros bleibt Migros. Zudem wäre er jetzt ein alter Mann, was ich gerne vergesse, weil er jung gestorben ist. Und alte Leute haben, was den Umgang mit neuen digitalen Möglichkeiten umgeht, nur zwei Strategien: Die einen geben alles daran, noch alles zu lernen, lassen sich mit 85 ein iPad schenken und skypen wöchentlich mit ihren über die Welt verstreuten Enkeln. Die anderen sitzen das alles einfach aus und sparen sich das für’s nächste Leben. Papa hätte zu letzteren gehört.
(Kirche Laufen am Rheinfall, Kanton Zürich, Schweiz)
Genesis vs Gabriel
Die Jugend ist eines Tages vorbei. Und egal, ob Du mit Schaudern an Deine Pickel und Deinen Liebeskummer oder mit einem Seufzer an Deinen faltenlosen Körper und Deinen Liebeskummer denkst, sie ist unwiederbringlich und darum einmalig.
Jede Jugend hat ihren Soundtrack. Meine war von Genesis und Peter Gabriel begleitet. Und kommen nun, 25 Jahre später, Genesis oder Peter Gabriel in die Stadt, stellt sich die nicht leichte Frage: hingehen?
Warum hingehen? Hey, diese Jungs haben den Soundtrack Deines Lebens, zumindest Deiner Jugend, geschrieben. Geh hin. Hör sie live und im Original. Erweise Ihnen – und Deiner Vergangenheit – diese Ehre.
Warum nicht hingehen? Damals war damals. Und das kommt auch nicht zurück, wenn Du dir die Musik von damals anhörst. Erst recht nicht, wenn Du zum Live Konzert der Bands von damals gehst, um Dir die bittere Wahrheit anzusehen: Der Star ist alt geworden, genauso wie Du und die 20’000 grauhaarigen Fans links und rechts von Dir.
Währenddem heute ein Genesis-Konzert ein trauriges 1:1 Abspielen alter Lieder ist, bleibt ein Auftritt von Peter Gabriel aller grauen Haare zum Trotz erfrischend. Der Mann schafft es, seine Musik immer wieder selber neu zu interpretieren, live on stage neue Lieder zu improvisieren und auf das JETZT einzugehen. So singt er denn bei seinem Auftritt in der Berliner Waldbühne sogar in Deutsch. Über die Sintflut: „Wenn Nägel durch die Wolken schlagen“.
Peter Gabriel, Red Rain, Waldbühne Berlin, 25. Mai 2014
Bedrohnung
Die großen Jungs spielen mit Drohnen: Das Deutsche Euro Hawk Projekt hat über 666’666’666 Euro verschlungen, bevor es gescheitert ist – und der Verteidigungsminister ist gleich mit abgestürzt.
Aber auch die kleineren Jungs spielen mit – entsprechend kleineren – Drohnen. Über 4444 Menschen – vermutlich zu über 88% Jungs – haben bei Kickstarter insgesamt mehr als 555’555 Euro gesammelt, damit der Mini Hexakopter „Hex“ jetzt als 3D Modell von jedermann ausgedruckt und für Erkundunsgsflüge über die Nachbarbalkone und die Schreibtische der Kollegen im Büro eingesetzt werden kann.
Ein Freund von mir berichtet, dass er gemütlich und nackt vor seinem Sommerhaus auf der Insel Rügen lag und sich plötzlich von einer Drohne beobachtet sah. Ihm hat ein Stinkefinger gen Himmel gereicht, um die Drohne zu verscheuchen, ich denke jedoch; wenn jeder eine private Drohne hat, sollte zukünftig auch jeder ein privates Fliegerabwehrsystem haben, um seine Privatspähre zu verteidigen.
Den ersten Fiat Panda (siehe FIAT AMEN) habe ich Anfang der 80er Jahre auf dem Touristenparkplatz am Rheinfall gesehen. Darauf hin haben die kleinen Blechschachteln (zumindest Süd-)Europa überschwemmt. 20 Jahre danach waren sie verschwunden, entsorgt und – falls die Absicht des Designers Giugiato aufgegangen ist – weitgehend recyceled.
Wann und wo hast Du den ersten Citroen BX gesehen? Den ersten Airbus A 380? Die erste Swatch? Oder die erste CD ROM? Wenn es nicht gerade die Neuauflage des Golf ist, empfinde ich immer ein leicht feierlich historisches Gefühl, wenn ich ETWAS NEUES zum ersten mal in ECHT sehe, was davor ewig in der Presse und der Werbung angekündigt wurde und dann plötzlich DA ist REAL, anfassbar – und kurz danach an jeder Straßenecke, der Normalität und dem Alltag preisgegeben.
So geht es mir gestern mit dem BMW i3, dem ersten Elektro-BMW und Beweisstück, dass die Autolobby doch nicht nur ihren Profit und die Vergasung der Welt im Sinn hat sondern auch den Ruf nach alternativen Antriebskonzepten hört – wenn auch 20 Jahre zu spät.
Ich entdecke das neue Wunder der Deutschen Automobiltechnologie ausgerechnet vor dem Bernischen Historischen Museum in dem grade eine Ausstellung über die genialen Pfahlbau-Technik gezeigt wird. Der Besitzer nutzt die kurze Zeit, in der das unförmige Gerät (wie kommt es eigentlich zu dieser Form!?) als Blickfang wahrgenommen wird, um für Häuser aus dem ewig modernen Werkstoff Holz zu werben. Und gleitet lautlos davon.




