Kategorien
Allgemein

on air –> on line

Ich könnte meinen Blog auch unter den banalen Titel „zum ersten mal“ stellen. Die digitale Entwicklung (ob’s ein Fortschritt ist, bleibt noch abzuwarten) erlaubt es uns auch als erwachsene Menschen noch fast täglich, etwas Neues zu erleben, wenn wir denn darauf achten.

Heute zum Beispiel höre ich zum ersten mal auf dem Weg zur Arbeit ONLINE Radio. Der Übergang von der Generation Telefonier-nicht- zu-lang-denk-was-das-kostet zur Flachraten-Generation macht’s möglich. Vor nicht langer Zeit war Online Radio selbst zu Hause eine Sensation – Schweizer Radio mitten in Berlin – heute hör ich Karibik Lounge in der U1.

Tschüss Arno Müller. Tschüss Jochen Trus. Ob on air oder on line – Ihr seid raus.

Kategorien
Allgemein

aus geschildert

Wenn wir an einem Ort sind, den wir selber kennen, verlassen wir uns  auf unsere eigene Orientierung. Wäre parallel das Navigationssystem aktiviert, könnten wir noch erkennen, wie es bisweilen absurde Wege zum Ziel auswählt. Normalerweise jedoch ist es umgekehrt: Wir sind an einem Ort, den wir nicht kennen und vertrauen blind dem Navi. Mehr aus Gewohnheit, vergleichen wir noch, ob das, was auf dem Straßenschild steht, mit dem übereinstimmt, was der Bildschirm uns zeigt und die freundliche Frau uns sagt, und sind immer wieder von neuem erfreut, dass es stimmt. In 200 Metern rechts in die Maaßentraße abbiegen, aha, da ist sie ja schon, die Maaßenstraße. Steht da, Weiß auf Blau auf einem Messingschild – aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Noch vor wenigen Jahren hatten nur Autos Navigationsgeräte, heute navigieren sich schon Heerscharen von Touristen mit ihren Smartphones durch fremde Städte und Alpinisten vertrauen darauf, dass das Gerät den richtigen Weg zwischen Gletscher und Geröllhalde findet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jeder Mensch ein Navi bei sich trägt und jederzeit weiss, wo er ist. – Das ist der Moment, in dem wir die Schilder abhängen können, die Autobahnschilder, die Ortsschilder, die Straßenschilder, alle.

Und die Straßen-Namen? Sind dann eigentlich auch nur noch unnötige Deko. Das Navi braucht sie nicht, um uns zum richtigen Ort zu bringen. Reicht, wenn ich Siri bitte, mich zu Paul zu bringen, und Siri führt mich zu Paul, blind. Zugegeben, wenn ich jemandem einen Ort beschreiben will, wird das schwierig, so ganz ohne Namen: Ich wohne 52° 29′ 53″ N , 13° 21′ 10″ O, komm mich doch mal besuchen, wenn Du in der Gegend bist. – Ah wie praktisch, ich wohn nicht weit weg in 52° 29′ 54″ N , 13° 21′ 11″ O.

Wenn man den Gedanken konsequent zu Ende denkt, sind gar keine Schilder mehr nötig, in dem Moment, wo jeder Mensch jede nötige Information digital und im richtigen Moment zugespielt bekommt. Dann braucht es auch keine Stop- oder Achtung- oder Wasauchimmer-Schilder mehr. Man stelle sich vor, wie radikal das vor allem die uns bekannten Stadt-Bilder verändern wird.

Kategorien
Allgemein

Das erst-E mal

20130930-230928.jpg

1. Sie werden kein Motorgeräusch hören
2. Passen Sie auf Fußgänger und Fahrradfahrer auf – sie werden Sie nicht hören

Danke für die beiden Hinweise, liebes Display, bevor ich zum ersten mal im Leben ein Elektro-Auto starte. Vielleicht wärs noch sinnvoll zu ergänzen, dass nicht nur der Fussgänger sondern auch der Führerschein massiv gefährdet ist, da zwar die Beschleunigung deutlich spürbar ist, nicht jedoch die Geschwindigkeit.

(Ich merke grad, dass meine Blog-Beiträge immer mehr Facebook-Posts ähneln. Hätt ich dasselbe Bild auf Facebook gepostet, hätt ich dazu wohl geschrieben, gefährdet nicht nur Fußgänger sondern auch den Führerschein, und hätt ich’s getwittert nur, geil)

Kategorien
Allgemein

Twitter Dog

Twitter Dog

Und wenn Dir dann gar nichts mehr zum posten einfällt, dann lass es doch Deinen Hund tun. Den entsprechenden Hundehalter für die Kamera gibt es bei Sony (Bild). Der entsprechende Dalmatiner Tweet  zu den Bildern müsste ungefähr so lauten: „Heute an 23 Hundehaufen geschnüffelt und an 7 Bäume gepinkelt“. Und wenn die Kameras noch etwas kleiner werden, kann dann auch jeder Kanarienvogel seine Erlebnisse twittern.

Kategorien
Allgemein

Facade Book

Jeder Mensch hat ein „offizielles“ und ein „wahres“ Leben. Das „Offizielle“ ist das, wie er sich gerne sähe und wonach er strebt, das „Wahre“ ist dann das, was dabei herauskommt – je nachdem schätzungsweise zwischen 10 und 70% von dem, was er sich wünscht.

Facebook ist ein ideales Tool, um das offizielle Leben eines Menschen sichtbar zu machen. Man postet die Dinge, die dem Leben entsprechen, das man gerne hätte. Man postet die Momente, in denen man so ist, wie man gesehen werden will. Posten gleich posen.

Ausflug der Familie auf den Spargelhof: Krach beim Frühstück, Krach bei der Hinfahrt, Krach beim Spargelschälen, Krach beim Geschirrspülen. Gepostet wird die glückliche Familie beim Abwiegen der Spargeln in der rustikalen Scheune.

Man stelle sich vor, alle würden plötzlich ihre dunklen Seiten und Gedanken posten. Das wär ja mal interessant; ihre Probleme mit dem Aufstehen, mit ihrem Gewicht, dem Alkohol der Beziehung und dem Sexualleben. Facebook würde von heute auf morgen zur größten Selbsthilfegruppe der Welt!

Aber auch wenn Facebook vorgibt, das „wahre Leben“ der Menschen abzubilden (immerhin ist der Content „authentisch“ weil von den Leuten selber generiert und eingestellt), zeigt es stumpf nur die eine Seite der Medallie – darum reich auch lediglich ein Like-Button.

Kategorien
Allgemein

Google Brain

Krass wie abhängig ich schon von meinem iPhone bin. Ich weiss keine Dinge und Namen (mehr), finde den Weg nicht (mehr): ich lass Google Glass aus und warte auf Google Brain.

Kategorien
Allgemein

Die Kopfstütze

Vorwort

Das Iron-Blogger Prinzip scheint zu funktionieren, besonders bei Schweizern wie mir. Einerseits sind Schweizer zu geizig um jede Woche ins Bierkässeli einzuzahlen, andererseits tun sie, was die Regel ist, und bei den Iron-Bloggern ist nun mal die Regel, jede Woche zu schreiben (Willhelm Tell hat die Regel nicht befolgt und den Gessler-Hut nicht gegrüßt, so gesehen kann er gar kein richtiger Schweizer gewesen sein)

Fremdmaterial
Die Not macht erfinderisch, und so führt denn auch der sanfte Druck der Iron-Blogger dazu, dass ich
a) selbst auf Heimaturlaub in der sonnigen Schweiz schreibe
b) zu Fremdmaterial greife
in diesem Falle zu einer faszinierenden Allegorie von Markus Neuschäfer (selber Blogger und Vereantwortlich für das Business Development beim Self-Publishing-Verlag epubli)

Die Kopfstütze (frei nach M. Neuschäfer)
unser Verhältnis zum Internet heute ist vergleichbar mit unserem Verhältnis zum Auto vor 100 Jahren. Zuerst haben wir uns reingesetzt, sind unbekümmert rumgefahren und haben uns gegenseitig reihenweise über den Haufen gefahren. Erst nach einigen Jahrzehnten haben wir begriffen, dass es eigentlich doof ist, bei einem Aufprall aus dem Auto geschleudert zu werden und haben den Sicherheitsgurt eingeführt. Etwas später fanden wir‘s auch unnötig, bei jedem Unfall zu riskieren, geköpft zu werden, weshalb das werteste Teil zuerst mit einer Kopfstütze von hinten, später mit einem Airbag von vorne geschützt wurde.  – Das Internet nutzen wir heute noch mit einer kindlichen Naivität und Unbekümmertheit – was hier die vorgeschriebene Kopfstütze und was die Sonderausstattung mit Airbag sein wird, ist noch unklar.

Kategorien
Allgemein

Trac my Mac

Und während dem draußen sich die Demonstration gegen die Überwachung durch die NSA langsam verläuft richte ich mir hier drinnen mein neues Mac Book ein. Und auf die Frage des Mac Finder Programmes, ob ich denn will, dass mein Mac gefunden werden kann, sag ich beherzt ja – ich will alles finden, ich will nur nicht gefunden werden.

Nun ist es also so weit. Ab sofort wird nicht nur registriert, Was ich schreibe sondern auch Wo ich es schreibe. Trac my Mac stellt einen hohen Anspruch an die eigene Integrität. Vielleicht macht das ja bessere Menschen aus uns. Vorbei die Zeit, wo man noch in zwielichtigen Bars schreiben konnte. Wenn Du’s dennoch tust, vergiss nicht, Dich bei Foursquare einzuloggen.

Kategorien
Allgemein

RIP Carnet à esquisses

Bild

Die Entfremdung vom Notitzbuch in 4 Schritten

1. Schritt
20 Jahre lang habe ich in Notitzbüchern geschrieben, Carnet à esquisses, die ich noch lange nach meinem Studium und lange nach meiner Zürich-Zeit im Studentenladen der ETH Zürich gekauft habe.

2. Schritt
Auf irgendeinem mit der Welt verbundenen Gerät zu schreiben war mir suspekt: Der Schweizer in mir weiss, dass Datensicherheit alles bedeutet. Ich mag mich an die Aufregung erinnern, als ich auf einem Notitzzettel auf meinem i-Phone den ersten persönlichen Gedanken niedergeschrieben habe; alles, was auf dem angeblich smarten Phone ist, wird synchronisiert wer weiss mit wem.

3. Schritt
Und dann der erste Blog-Post: Schreiben und gleich veröffentlichen drücken, darin bestand die Mutprobe. Unterdessen merke ich, dass ich beim Blog schreiben ein größeres Gefühl von Sicherheit habe als bei allem anderen, was ich auf dem Rechner oder auf dem Smartphone niederschreibe: Beim Blog entscheide ich mich freiwillig dafür, die Texte zu veröffentlichen.

4. Schritt
Im Sommer 2013 brechen die Einträge in meinen Notitzbüchern komplett ein (zur gleichen Zeit, wie der Axel Springer Verlag sich von allen Titeln trennt, denen man nicht zutraut, in die digitale Welt gerettet zu werden). Bedenkenlos wird ab jetzt jeder Gedanke auf Notitzzettel gehämmert, die in meinem Telefon in unendlicher Anzahl vorhanden sind und sogar gelb eingefärbt sind, um mich glauben zu machen, sie seinen da. Wie ich aber schnell merke, ist das Schreiben in digitalen Medien nicht nur ein Wechsel des Mediums sondern hat viel tiefgreifenderen Einfluss darauf, was und wie ich schreibe – und sogar denke.

Verfügbarkeit
Jeder Gedanke kann sofort – mit einem Griff in die Hosentasche – notiert werden. Ob das ein Vorteil ist? War nicht die kleine Hürde – lohnt es sich für diesen Gedanken das Notitzbuch hervorzukramen und die Kugelschreibermiene herauszuklicken – schon ein erster Qualitätscheck für den Gedanken?

Non-Linearität
Die digitalen Notitzzettel – so banal sie sind, ermöglichen eine Sache, mit der ich zu Zeiten meiner papierernen Notitzbücher erfolglos gekämpft habe: Das thematische Ordnen von Texten. Mir ist nämlich bei Lesen älterer Texte aufgefallen, dass die gedankenlos dahingeschriebenen Gedanken immer wieder um dieselben Themen kreisen – mal in Abständen von Tagen, Wochen oder Jahren (Adolf Muschg sagte einmal: Jeder Mensch kann nur eine Geschichte erzählen: Seine eigene).
Ein Inhaltsverzeichnis über ungeordnet zu Papier gebrachte Texte in physischen Notitzbüchern zu erstellen ist fast unmöglich. – Mit thematisch geordneten Notitzzetteln, schreibe ich bereits geordnet und genau hier liegen Heil und Unheil sehr nah beieinander: Indem ich die Gedanken schon thematisch zu-ordne, bevor ich sie aufschreibe, enge ich sie schon wieder ein.

Sinn & Zweck
Beim darüber Nachdenken, wie das Schreib-Medium das Schreiben beeinflusst, komme ich nicht umhin, auch über den Sinn und Zweck des Schreibens nachzudenken. Soll mein schreiben ein linearer Fluss sein, mit den genannten thematischen Schlaufen oder soll das Schreiben sich auf einen Endpunkt hin verdichten? 

Sehe ich im Schreiben ein Medium der Poesie entscheide ich mich für ersteres, sehe ich darin ein Medium der Erkenntnis für zweiteres.

Kategorien
Allgemein

Histerische Momente

Charles Lindbergh gelang in der Nacht vom 21. zum 22. Mai 1927 die erste Alleinüberquerung des Atlantiks von New York nach Paris ohne Zwischenlandung. Seine Landung war ein historischer Augenblick, nicht nur für die Gesellschaft, die sich am Rollfeld versammelt hat.

Von der ersten Landung auf dem Mond, sicherlich auch ein historisches Ereignis, weiss man bis heute nicht, ob sie tatsächlich stattgefunden hat – man sagt, das ganze Rechenzentrum der NASA hätte 1969 nicht mehr Leistung gehabt, als das aktuelle Aktionslaptop von Aldi.

Und heute wurde die Factory Berlin eröffnet. Einladungstext: Die Factory ist der neue, von Google gesponserte, Campus für Start-Ups und neue Technologien in Berlin – Mitte. Das HIIG, Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft ist der wissenschaftliche Partner der Factory. Soundcloud, Mozilla, 6Wunderkinder, und viele mehr sind bereits eingezogen.Zu gut Deutsch: Ein Mietshaus eröffnet, und die ersten Mieter sind schon eingezogen.

Um dem Ereignis dennoch eine historische Dimension zu geben spricht Vint Cerf, einer der Väter des Internets: Eins zu Null für das Event Management, jetzt erkenne auch ich, dass das hier ein historisches Event sein soll. Da ist es eigentlich nicht nötig, das Mietshaus mit einer Champagnerflasche zu taufen, die von einer Drohne abgeworfen wird, zumal Drohnen ja in diesen Tagen nicht gerade für die gute Seite der technologischen Entwicklung stehen.

FactoryBerlin